Die Geschichte unserer Kirche
Die Zeit vor dem Kirchenbau: 1762-1904
Wandsbek war nach der Reformation ein evangelischer Ort, es gab anfangs nur wenige Katholiken. Im Jahre 1762 wird zu ersten Mal von Gottesdiensten einiger Katholiken im Schimmelmann’schen Schloss zu Wandsbek berichtet, welche von einem französischen Geistlichen aus Altona abgehalten wurden. 1841 bestand die katholische Gemeinde aus 19 Mitgliedern. Als das Wandsbeker Schloss 1861 abgerissen wird, richtet der katholische Fabrikant Gobert in seinem Haus Lübecker Str. 102 eine Kapelle ein. Gobert stirbt im Jahre 1869. Von nun an feiert die Gemeinde ihre Gottesdienste im Gymnasium am Lärmberg, später in der protestantischen Kirche. 1882 besteht die Gemeinde bereits aus 600 Mitgliedern.
Im Jahre 1885 wird der Missionsbezirk zur Pfarrei erhoben. Der Bischof von Osnabrück kaufte im Jahre 1885 die Häuser Marktstraße 1 und 2 (heute Witthöfftstraße). Hier wurden Räume für gottesdienstliche Zwecke, für den Schulunterricht sowie eine Priesterwohnung eingerichtet. Der erste Gottesdienst fand dort am 20. Dezember 1885 statt. Neben Wandsbek gehörten zur Pfarrgemeinde noch folgende Ortschaften: Steilshoop, Bramfeld, Hinschenfelde, Tonndorf-Lohe, Alt-Rahlstedt, Oldenfelde, Meiendorf, Barsbüttel, Jenfeld, Schiffbek, Oejendorf, Ost-Steinbek und Kirchsteinbek.
Bald genügte die Kapelle den räumlichen Ansprüchen der wachsenden Gemeinde nicht mehr. Durch einen glücklichen Umstand kann das frei werdende Haus Marktstraße 4 erworben werden, welches rechts an den Kapellenbau anschloss. Das Grundstück bot nun Platz genug zum Neubau einer Kirche, sowie die Nutzung des Hauses Marktstraße 4 als Pfarrhaus. So wurde am 13. November 1904 der Grundstein zum jetzigen Kirchengebäude an der Witthöfftstraße gelegt. Am 3. September 1905 wurde das Gotteshaus als St. Joseph-Kirche geweiht.
Der ursprüngliche Zustand von 1905
Die Pläne für den Kirchbau stammten von dem Architekten A. Brettschneider. Die Kirche war in Ihrer Planung mit Lang- und Querhaus in neoromanischen Stil angelegt. Mittelschiff und Querhaus bilden eine quadratische Vierung, westlich der Vierung ist nur ein Joch errichtet. Das Dach wird im Bereich der Vierung bekrönt von einem Vierungstürmchen.
Die Gewölbe wurden getragen von mächtigen quadratischen Pfeilern mit Vorlagen, die auf reich verzierten Blattkapitellen die Rundbögen trugen. Die Kirche war im Bereich des Chores und des Chorvorjoches mit den Seitenkapellen prunkvoll bemalt mit den vielfältigsten Ornamenten. Am linken Vierungspfeiler befand sich die mit reichen Schnitzereien versehene Kanzel. Mittelpunkt des gesamten Kirchenraumes aber war der Hochaltar, der auf einem dreistufigen Unterbau stand.
Umbau in den 1930er Jahren
Die ersten baulichen Veränderungen erfuhr die Kirche in den 1930er Jahren. Zum 25jährigen Priesterjubiläum schenkte die Gemeinde ihrem Pfarrer eine neue Orgel, welche die gesamten Fenster der Westfassade verdeckte. Im Jahr 1935 wurden der gesamte Chorbereich und die Seitenkapellen im Vorjoch völlig neu und einfarbig bemalt, sodass die ursprünglichen Malereien völlig verloren gingen. Auffallend waren auch die Veränderungen in den Seitenkapellen. Mit Ausnahme der Quaderbemalung auf den Pfeilervorlagen und einigen Malereien an den Querschiffseiten im Kapellenbereich wurden die beiden Kapellen hell bemalt.
Kriegszerstörungen
Es folgten die Jahre des Zweiten Weltkrieges. In der Nacht vom 29. auf den 30. Juli 1943 wurde in einem nächtlichen Fliegerabgriff auch Wandsbek heimgesucht. Schäden durch Spreng- und Brandbomben waren am Pfarrhaus und in der Kirche zu verzeichnen. Im Februar 1944 sind die Erneuerungsarbeiten nach den Bombenschäden abgeschlossen.
Die größte Zerstörung aber widerfuhr unserer kleinen Kirche in einer Bombennacht Ende August 1944. Das Dach der Kirche wird zerstört, ebenso die Fenster, die provisorisch verbrettert werden. Das Pfarrhaus ist nicht mehr nutzbar. Erst 1953 wird das neue Pfarrhaus an der Stelle des ehemaligen Hauses Marktstraße 4 errichtet.
1950er Jahre
In der ersten Hälfte der 1950er Jahre erfährt die Kirche immer wieder eine mehr oder weniger einschneidende Veränderung im Innenraum. Die wohl bedeutendste Veränderung stellen die neuen Fenster dar, die mit verhaltenen geometrischen Ornamenten versehen waren.
Es folgte in den späten 1950er Jahren eine Zeit des Verfalls und der Schäden, die nicht zuletzt auf die Folgen des Krieges, sowie auf die eigentlich als Provisorium gedachte Westfassade zurückzuführen waren. Feuchtigkeit und Nässe zogen sowohl das Gebäude als auch das Inventar stark in Mitleidenschaft.
Erneut wurden neue Fenster eingebaut, welche wesentlich kürzer waren als die bis dahin vorhandenen. Auch das Stufenpodest des Altares wurde verändert, indem es gerade von der Nord- zur Südwand vermauert wurde. Auch ein neues Kreuz, welches heute in St. Agnes in Tonndorf über dem Altar angebracht ist, wurde aufgehängt. Eine neue Orgelempore wurde gebaut, des Lichtes von Süden wegen im Nordquerhaus. Diesem baulichen Eingriff fielen die Kanzel und der Kreuzweg zum Opfer. Darüber hinaus wurden die Zugänge zu den die beiden Sakristeien vermauert. Es entstanden durch neue Durchgänge zwei Kapellen, die spätere Tauf- und Sakramentskapelle.
Umgestaltungen der 1960er und 70er Jahre
Ende der 60er Jahre bedurfte die Kirche dann endgültig einer Grundsanierung. Die Decken und Wände waren feucht, der Putz blätterte ab. Die Westfassade wurde eingerüstet und saniert, das Vereins- bzw. Gemeindehaus wurde aufgrund seines baulichen Zustandes jedoch abgerissen.
Mit Beginn der 70er Jahre erfuhr St. Joseph bauliche Veränderungen in erheblichen Maße. Die Kirche erhielt einen Vorbau, der gleichzeitig Zugang zu einem Gemeindezentrum ist. Aus diesem Grunde musste das alte neuromanische Backsteinstufenportal abgetragen werden. Die Gemeindesäle umschlossen die Kirche auf der gesamten nördlichen Seite.
Alle noch vorhandenen alten Kunstgegenstände wurden aus der Kirche entfernt. Die Kapitelle wurden abgeschlagen, Wände und Decken einheitlich bemalt. Viele Ausstattungstücke wurden neu angeschafft oder in Auftrag gegeben: Altar, Ambo, Kerzenständer, Tabernakel, Taufbecken und das fränkische Kruzifix aus der Zeit um 1600 sowie die böhmische Madonna um 1520. Im Jahr 1974 wurde die neue Grollmann-Orgel auf der Orgelempore von 1958 eingebaut.
Neueste Entwicklungen
Durch die jüngsten Renovierungsarbeiten im Jahre 2004 wurde die Farbe der Kirche aufgefrischt, und durch leichte farbliche Abstufungen hat man versucht, einen kleinen Teil der malerischen Vielfalt der ehemaligen Kirche zurück zu gewinnen. Nach und nach wird die Kirche mit Kunstgegenständen und Einbauten wieder lebendiger gestaltet.
Stellvertretend hierfür seien die eingebaute Glasvitrine in der Taufkapelle genannt, in der die Heiligen Öle aufbewahrt werden, und die Marien-Ikone, die bereits von Anfang an in der Kirche hing. Weitere Akte im Prozess der lebendigeren Ausgestaltung des Kircheninneren sind die Malereien innen und außen auf den Flügeltüren der Orgel aus dem Jahre 2005 und der Kreuzweg von der Künstlerin Ursula Stein. Hinzugekommen ist auch ein Gemälde von Wenzel Jansa, das den Heiligen Joseph mit dem Jesuskind zeigt.